Fitness und Gesundheit

Ernährung im Sport – zwischen Wahrheit und Mythos

Michael Wäger Michael Wäger
von Michael Wäger, BSc, MSc
am 27.03.2019

Kein Thema im Bereich Fitness polarisiert mehr wie jenes der Ernährung. Da jeder mitreden kann (oder eher: will), entstehen aus normalen Gesprächen schnell Fachsimpeleien, aus typischen Studiokollegen schnell glühende Verfechter eines bestimmten Ernährungsstils. So entstand über die Jahrzehnte eine Vielzahl an Ernährungsmythen – mit unmittelbaren Folgen: viele Fitness- und Ernährungs-Interessierte verlieren sich schnell im Dschungel von Wissen und Unwissen und können die Evidenz nur noch schwer von der Unwahrheit trennen. Wir wollen euch damit nicht alleine lassen, versuchen Fragen zu beantworten und trennen die Fakten vom Mythos.
 

Mythos 1: Der Klassiker zur Proteinaufnahme – „viel hilft viel!“

Manch Hobbysportler neigt dazu, Proteinshakes zum Grundnahrungsmittel auszurufen. Der Hintergedanke: Der Körper soll mit ausreichend Protein, dem wesentlichen Grundpfeiler für den Aufbau und Erhalt der Muskelmasse, versorgt werden. Was in der Theorie zwar durchaus seine Berechtigung hat, wird in der Praxis oft in übertriebenem Maße gelebt. Basierend auf wissenschaftlichen Empfehlungen ist nämlich auch für Leistungssportler eine tägliche Proteinaufnahme von 2,2 Gramm pro Kilo Körpergewicht ausreichend. Besondere Relevanz haben auch die sogenannten BCAAs (branched-chain amino-acids) Leucin, Isoleucin und Valin, wobei besonders Leucin im Fokus von Forschung und Wissenschaft steht.

Mythos 2: Sportler können ihren Vitaminbedarf leicht über die Ernährung decken

Diese Aussage mag theoretisch zwar stimmen, praktisch sind die Unterschiede der Menschen und deren Mikronährstoffbedarf aber zu stark individuell, um eine generelle Aussage treffen zu können – man denke nur an Vegetarier oder Veganer, Menschen mit Unverträglichkeiten oder Nahrungsmittelallergien. Dass renommierte Forscher zudem das „five a day“, also die fünfmalige Aufnahme von Obst und Gemüse pro Tag, auf „ten a day“ erhöhen wollen, macht deutlich: der gezielte Einsatz von Mikronährstoffpräparaten macht durchaus Sinn.

Mythos 3: Negative Kalorien durch Sellerie und Co

Wenn sich etwas zu gut anhört, um wahr zu sein, dann ist es das vermutlich auch. Zu dieser Kategorie gehören auch Nahrungsmittel, deren Zufuhr mehr Kalorien verbrennen soll als sie dem Körper zuführen; typische Beispiele sind Sellerie oder Äpfel. Das Ganze basiert auf dem Effekt der nahrungsinduzierten Thermogenese. Nach der Nahrungsaufnahme kommt es nämlich zu einer Steigerung des Energieverbrauchs des Körpers, der durch eine erhöhte Körpertemperatur und Wärmeabgabe messbar ist. Die Höhe dieses Effekts bestimmt die Nahrungszusammensetzung: die in Form von Wärme freigesetzte Energie beträgt bei Fett etwa 2 %, bei Glukose etwa 8 %, bei Eiweiß 20-30 % und bei Alkohol ca. 22 %. Dass sich also keine negative Kalorienbilanz ergibt, sieht man am Beispiel des Selleries: ginge man davon aus, dass eine Stange Sellerie 10 kcal hätte und über einen thermischen Effekt von 20 % verfügt, blieben immer noch 8 kcal übrig.

Mythos 4: Frisches Obst & Gemüse ist immer besser als tiefgekühltes

Dieses Gerücht hält sich sehr hartnäckig und basiert auf dem Idealbild des frisch geernteten und noch knackigen Gemüses aus dem Garten, prallgefüllt mit Vitaminen und Mineralstoffen. Ignoriert werden dabei lange Transport- und Lagerzeiten, welche den Gehalt an Schlüsselnährstoffen signifikant vermindern. Anders verhält es sich bei Tiefkühlgemüse: dieses wird direkt nach der Ernte eingefroren, was Mikronährstoffverluste minimiert.

Mythos 5: Alle Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller erfüllen gleiche Qualitätskriterien

Um die tägliche Ernährung zu optimieren und den erhöhten Mikronährstoffbedarf zu decken, greift die Fitnessszene schon lange Zeit auf eine breite Palette von Antioxidantien, Eiweißpräparaten und klassischen Vitaminen und Mineralstoffen zurück. Für viele entscheidet hierbei letztlich auch der Preis über Kauf oder Verzicht – und das, obwohl große Qualitätsunterschiede im Bereich der Mikronährstoffpräparate an der Tagesordnung sind. Käufer sollten deshalb nicht ausschließlich auf den Preis achten, sondern sich umfassend über die Qualität eines Produktes informieren.

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