Neues aus der Wissenschaft

Studie: Hastiges Essen macht Männern Pfunde

Michael Wäger Michael Wäger
von Michael Wäger, BSc, MSc
am 10.06.2019

„Schnelles Essen macht dick.“ Was schon lange vermutet wurde, bestätigte sich Anfang 2018 in einer groß angelegten japanischen Studie. Nun deutet eine weitere aktuelle Untersuchung darauf hin, dass vor allem Männer ihr Körpergewicht über die Essgeschwindigkeit beeinflussen können.

Forscher der Kyushu University analysierten in ihrer Studie das Essverhalten von fast 60.000 japanischen Diabetikern. Die meisten Studienteilnehmer (über 30.000) gaben an, ihr Essen in normalem Tempo zu essen. Rund 22.000 Probanden verschlangen ihre Mahlzeiten nach eigenen Angaben. Lediglich ca. 4.000 Probanden zählten sich selbst zu den genüsslichen Langsamessern, wobei hier der Anteil der Frauen überdurchschnittlich hoch war. Es zeigte sich, dass in der Gruppe der Slow-Food-Anhänger deutlich weniger stark übergewichtige Menschen waren als unter den Normalgeschwindigkeits- und Schnellessern. Zudem waren die Taillen der Genießer im Mittel auch etwas schlanker. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Schnellesser „über den Hunger hinaus essen“ – also weiterschlingen, obwohl der Kalorienbedarf längst gedeckt und der Hunger gestillt ist. Langsamesser hingegen essen so, dass sie das Sättigungsgefühl verspüren, das sich erst nach 20 Minuten einstellt, und nehmen so weniger Kalorien zu sich.

Langsames Essen schützt Männer vor Übergewicht

Im Frühling 2019 zeigte eine Untersuchung, dass sich das Esstempo auf das Körpergewicht von Männern und Frauen nicht gleichermaßen auswirkt. Während das Übergewichtsrisiko (BMI und Taillenumfang) von Männern durch langsames Essen sinkt und mit raschem Esstempo steigt, funktionierte dieser Umkehrschluss bei Frauen nicht. Zwar wirkte sich schnelles Essen in der weiblichen Stichgruppe im Durchschnitt auch negativ auf die Linie aus, langsames Essen reduzierte das Übergewichtsrisiko der Teilnehmerinnen jedoch nicht.

Weg von Fast Food, hin zu Slow Food & Slow Eating

Die Wissenschaftler sehen in der Essgeschwindigkeit einen Schlüssel zur Regulierung des Körpergewichts. Nicht nur kalorienreiche Lebensmittel schlagen laut japanischen Ernährungswissenschaftlern auf der Waage zu Buche, sondern auch das veränderte Essverhalten. Gemeinsames Essen mit der Familie findet immer seltener statt, schnelle Mahlzeiten vor dem Computer oder „Food to go“ nehmen zu. Da Essverhalten, Ernährungsgewohnheiten und Geschmacksvorlieben schon in der Kindheit geprägt werden, sollte schon Kindern langsames, bewusstes und gesundes Essen vorgelebt sowie erlaubt werden, das Essen stehen zu lassen, wenn sie satt sind.

Weitere Artikel
Ernährungstrend: Sirtfood
Sirtuine sind die „MacGyvers“ unter den Enzymen. Sie helfen Organismen, ihren Stoffwechsel so zu trimmen, dass sie selbst widrigen Umweltbedingungen gewachsen sind. Doch was hat diese Familie an Enzymen eigentlich mit unserer hauseigenen...
Intervallfasten - Gewinn durch Verzicht
Weniger ist oft mehr, auch wenn's ums Essen geht. Denn ganz gleich, welche Motive dahinterstecken, die freiwillige Nahrungsreduktion hat erstaunliche Auswirkungen auf unseren Körper. Der systematische Verzicht lässt unter Umständen Pfunde...
Die geheime Kraft der Bitterstoffe
Bitterstoffe: Wieso bitter gesund ist und dem modernen Körper guttut
Zugegeben, es ist meist nicht Liebe auf den ersten Blick: bitter, die Geschmacksrichtung, die vielen Menschen zuerst einen sauren Gesichtsausdruck und dann im Abgang ein verzogenes Lächeln ins Antlitz zaubert. Dennoch können bitter schmeckende...